Ihm vertraut die Akademie von Rafael Nadal

Leistung im Tennis messbar machen und dabei die Kommunikation zwischen Spieler:innen und Trainer:innen fördern, das ist die Vision von „Wingfield“. Jaan Brunken, ehemaliger ATP-Spieler, gründete den Dienstleister für technologisches Tracking im Jahr 2017. Brunken selbst beendete mit nur 22 Jahren seine aktive Tenniskarriere und engagiert sich seitdem abseits des Courts. Beim Internationalen DTB Tenniskongress 2025 referierte Brunken über die Anwendung seiner Technologie und datenbasierte Spielerentwicklung in der Praxis.
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Muenchen, 03.01.2025, Tennis, Deutscher Tennis Bund, Internationaler Tennis-Kongress 2025

Was ist heutzutage möglich, anhand von Daten herauszufinden?

Wir arbeiten sehr viel im Jugendbereich mit Akademien zusammen, um die Kommunikation zwischen Trainer:innen und Spieler:innen zu verbessern. Ich glaube, dass es in den vergangenen Jahren nicht möglich war, in Bereichen, die nicht zum Spitzensport gehören, automatisiert Daten zu erheben. In den Grand Slams hatte man Daten über „Hawk-Eye“, aber niemand anders hatte Daten. Das hat sich in den letzten Jahren geändert. Es gibt Technologien, die dies automatisierbar möglich machen. Die Tools, die langfristig nur für die absolute Spitze verfügbar waren, werden jetzt zugängig für den Amateur- und Jugendbereich.

Wie lassen sich diese Daten genau erheben?

Wingfield bietet ein Kamerasystem und zwei Highspeed-Kameras, die auf dem Platz stehen. Dann haben wir eine Software, die Zusammenhänge sehr schnell über künstlich intelligente Modelle erkennen kann. Wir analysieren die Schläge, die Positionen der Spieler, die Geschwindigkeiten und bereiten diese  für Trainer und Spieler auf.

Welche Fortschritte sind in den nächsten Jahren möglich?

Die letzten Jahre waren darauf ausgelegt, es so einfach wie möglich zu machen, Daten zu erheben. In den nächsten Jahren wird es darum gehen, die Analyse der Daten so einfach wie möglich zu machen. Jetzt gerade zeigen wir Statistiken grafisch an, aber die Analyse findet noch vom Coach statt. Wir werden automatisieren, dass auch die Analyse über eine Software läuft und dass ich mich als Trainer damit nicht mehr beschäftigen muss. Ich muss diese Erkenntnisse, also die Antwort darauf, was besser werden muss, nicht mehr selbst liefern. Dies sagt mir das Produkt und ich kann mich als Trainer:innen auf die Umsetzung des „Wie“ konzentrieren. Der Fokus liegt dann auf der Zieldefinition und der Trainingsplanentwicklung.

An welchem konkreten Beispiel ist der Fortschritt bereits zu sehen?

Wir arbeiten mit der Rafael-Nadal-Academy zusammen. Der wichtigste Punkt, für den Daten wichtig sind, ist, die Kommunikation zwischen Trainer:innen und Spieler:innen zu verbessern. Gute Trainer wissen schon lange, wie man Tennis spielt und was man dafür können muss. Man hat aber immer noch diese Lücke zu dem, was der Trainer denkt und was der Spieler anschließend empfängt. Wir tracken bis zu 20.000 Sessions im Academy-Jahr und haben die Kommunikation sowie das gegenseitige Verständnis messbar gemacht und verbessert. Wir sind fester Bestandteil der Trainingsstruktur.

Sind Fortschritte auch anhand der Weltrangliste ersichtlich?

Nein, dafür ist es noch zu früh, denn wir haben angefangen, mit Spieler:innen zu arbeiten, als sie 14 oder 15 Jahre alt waren. Wir können es aber daran messen, dass die Trainer:innen unsere Technologie jeden Tag im Training nutzen. Jedes Mal, wenn der Trainer die Stoppuhr nutzt, zeigt uns, dass es einen Mehrwert bietet, das Training besser steuern zu können. Die Uhr macht einen Sprinter nicht schneller, aber er läuft trotzdem dagegen. Wir sind die Stoppuhr und können messbar machen, wie man besser wird, um so gezielter zu trainieren.

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