Unser Super Senior Herbert Althaus tingelt mit über 90 noch von Turnier zu Turnier und hat im letzten Jahr den WM-Titel bei den Herren 90 geholt. Ist er für dich so eine Art Vorbild?
Seine Leistung finde ich sehr beachtlich. Es gibt auch einen Österreicher, Peter Pokorny, der im hohen Alter auch noch unfassbar viele WM-Titel gewonnen hat. Im Playboy gab es vor ein paar Jahren ein Special über ihn. Darin ging es um 10 beeindruckende Männer und er war einer davon. Die Redaktion hat ihn eine ganze Woche lang zu einer Turnierreise nach Mallorca begleitet. Ich habe ihn irgendwann mal getroffen und ihm gesagt, dass ich das wirklich richtig cool fand.
Als älteste und erfolgreichste deutsche Spielerin im Playboy erscheinen, könntest du dir das auch vorstellen?
Oh Gott. Nein. Da müsste ich sehr lange drüber nachdenken, glaube ich. Aber Peter Pokorny war natürlich nicht nackt zu sehen. Bei so einer Geschichte wie seiner würde ich nicht nein sagen.
Was gibt dir Tennis? Was treibt dich an, immer wieder an Wettbewerben teilzunehmen?
Tennis gibt mir vor allem die Möglichkeit, mich immer wieder mit anderen zu messen und zu wachsen. Und ganz wichtig: Man trifft Freunde und unterstützt sich gegenseitig. Viele Menschen zeigen eine große Wertschätzung für mich, und dafür bin ich sehr dankbar. Diese Begegnungen sind für mich genauso wichtig wie die sportlichen Erfolge. Tennis bringt mir vor allem Ablenkung und Freude im Leben. Nicht zuletzt ist auch das Thema Gesundheit für mich ein wichtiger Aspekt. Natürlich beanspruchen wir unseren Körper durch den Sport, aber gleichzeitig halten wir uns fit und jung. Das ist ein großer Vorteil, den der Tennissport mit sich bringt. Wer regelmäßig Tennis spielt, wird zehn Jahre älter.
Ja, das stimmt, es gibt tatsächlich eine dänische Studie, die das bestätigt.
Richtig. Tennis hält nicht nur den Körper fit, sondern auch den Geist – es ist quasi Gehirnjogging. Man muss ständig mitdenken, und das ist es, was ich am Tennis so schätze. Es ist die perfekte Kombination aus körperlicher Fitness und mentaler Herausforderung. Immer wieder muss man kreative Lösungen finden, und es geht nicht nur darum, den perfekten Schlag zu haben.
Diese Woche startest du mit deinen Kolleginnen topgesetzt bei der Team-WM in Manavgat. Danach geht es mit der Einzel-WM weiter. Welche Ziele hast du dir gesteckt?
Auf die Team-WM freue ich mich schon sehr, das ist für mich immer das Highlight im Jahr. Natürlich wollen wir wieder weit kommen, hatten alle aber mit Verletzungen zu tun. Ich musste sogar die Deutschen Hallenmeisterschaften absagen, weil ich Knieprobleme hatte. Ich konnte kaum mehr laufen. Um rechtzeitig fit zu sein, habe ich mich ärztlich und physiotherapeutisch behandeln lassen. Jetzt geht es mir wesentlich besser. Ob es reicht, werden wir dann sehen.
Was ist für dich das Besondere an den Weltmeisterschaften?
Es ist das einzige Turnier im Jahr, bei dem die besten Seniorentennisspieler der Welt am Start sind. Das macht das Turnier einzigartig und besonders.
Es ist bekannt, dass im Seniorentennis kein großes Geld zu verdienen ist. Das bedeutet, du gehst einem normalen Beruf nach. Nimmst du dir für die Turniere dann immer Urlaub?
Ja, genau. Allerdings stehe ich nicht täglich auf dem Platz und nutze die Zeit oft auch für einen kleinen Urlaub. Finanziell gesehen investiere ich oft mehr, als ich durch die Turniere verdiene. Als Weltmeisterin und Nummer eins der Welt bekomme ich jedoch bei einigen Turnieren Unterstützung, wie zum Beispiel bei den Hotelkosten. Zudem gewährt mir mein Chef seit sechs Jahren eine Woche bezahlten Sonderurlaub für die Weltmeisterschaften. Dafür bin ich ihm unheimlich dankbar.
Was war das Highlight deiner Karriere bisher, das dich am meisten stolz gemacht hat?
Das größte Highlight meiner Karriere war wahrscheinlich das erste Jahr, in dem ich Weltmeisterin in mehreren Konkurrenzen geworden bin – im Team, im Mixed und auch im Einzel. Besonders stolz war ich natürlich auf das Jahr in Lissabon vor drei Jahren, als ich alle vier WM-Titel gewonnen habe (Anm. der Redaktion: Team, Einzel, Doppel und Mixed). Das hatte vor mir noch niemand geschafft. Nach dem Matchball wusste ich, dass ich gerade Geschichte geschrieben habe, das war ein krasser Moment. Auch das allererste Mal, als ich die WM gewonnen habe, war ein unglaubliches Erlebnis. Die Tage danach ging ich durch die Straßen und dachte mir: „Wow, ich bin Weltmeisterin.“ Das ist etwas, das dir niemand mehr nehmen kann.
Wo bewahrst du deine Pokale auf?
Die Pokale stehen bei meinen Eltern, in meinem alten Kinderzimmer auf dem Schrank.
Wirklich? Warum nicht bei dir zu Hause?
Bei mir zu Hause habe ich nur die Medaillen von der WM aufbewahrt. Die Pokale sind zu sperrig, deshalb dürfen sie bei meinen Eltern bleiben. Außerdem haben sie eine Putzfrau, die sie regelmäßig abstaubt (lacht).