DTB-Vorstand Veronika Rücker: „Wir haben die Turnierförderung deutlich angehoben“

Im tennis.de-Interview spricht DTB-Vorstand Veronika Rücker über die Entwicklung der deutschen Turnierlandschaft, erklärt deren Bedeutung für die Nachwuchsförderung und zeigt die konkreten Maßnahmen des DTB auf, um die Turnierlandschaft hierzulande zu stärken.
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DTB-Vorstand Veronika Rücker

Wie beurteilen Sie die Turnierlandschaft aktuell in Deutschland?

Auf höchster ATP- und WTA-Ebene sind wir mit jeweils vier Turnieren, davon drei in der Kategorie 500, sehr gut aufgestellt. Diese acht Turniere sind die Leuchttürme für Tennis-Deutschland mit internationaler Strahlkraft. Sie bieten den vielen Tennis-Fans hierzulande die Möglichkeit, Spitzentennis hautnah mitzuverfolgen. Und wir sehen, dass dieses Angebot sehr gut angenommen wird. In München waren über die Woche über 70.000 Zuschauer:innen auf der Anlage und auch in Hamburg hatten wir im vergangenen Jahr einen überwältigenden Zuschauerzuspruch. Tennisturniere funktionieren in Deutschland aktuell sehr gut.

Welche Rolle können diese Turniere der absoluten Spitzenklasse bei der Entwicklung von Talenten spielen?

Für unsere Nachwuchsspieler:innen sind die Erfahrungen, die sie auf den Top-Events sammeln können, extrem viel wert. Sie bekommen einen Eindruck davon, wie die absoluten Spitzenspieler:innen trainieren und bei einem solchen Turnier agieren. Damit wird ihnen direkt vor Augen geführt, in welchen Bereichen sie sich noch verbessern und wie sie von den Besten ihrer Sportart lernen können. Das sind Erfahrungen, die sie natürlich nur machen können, wenn sie auch früh die Chance dazu bekommen, ein Teil davon zu sein.

Wie sieht es auf der Ebene unter der ATP- und WTA-Tour in Deutschland aus?

Bei den Jugendturnieren auf internationaler Ebene sind wir schon da, wo wir im Erwachsenenbereich gerne noch hinmöchten. Hier gehören wir weltweit zu den Top-Nationen. Nur Spanien richtet in Europa mehr Jugendturniere aus als wir. Dagegen ist der Erwachsenenbereich bei uns mit sieben Challenger-Turnieren und 32 Events der ITF World Tour für Damen und Herren noch ausbaufähig. Hier liegen wir, was die Anzahl der Turniere angeht, international im Mittelfeld. Doch gerade diese Turniere haben für uns immense Bedeutung in der Nachwuchsförderung, weshalb wir bestrebt sind, die Anzahl weiter zu erhöhen.

Welche Rolle spielen diese Turniere in der Nachwuchsförderung?

Diese Turniere sind ein elementares Sprungbrett für unsere leistungsorientierten Spieler:innen, die in den Profibereich wechseln. Wir sehen immer wieder, dass der Übergang von Jugend- zum Erwachsenenbereich besonders entscheidend ist und eine große Rolle für die weitere Entwicklung spielt. Möglichst viele Turniere dieser Art in Deutschland zu haben, hat daher einen hohen Wert für uns. Durch Wildcards geben wir unseren Spieler:innen die Möglichkeit, mit kurzen Reisewegen und einer Reduzierung der Kosten vor heimischen Fans Punkte für die Weltrangliste zu erzielen. Auch die Verbindung mit dem Schulalltag ist besser möglich, wenn sie nicht zwingend ins Ausland reisen müssen.

Gibt es für diesen Weg Erfolgsbeispiele aus anderen Ländern, an denen man sich orientieren kann?

Der Vergleich mit anderen Nationen wie Italien zeigt sehr deutlich die Bedeutung von ITF Damen und Herren-Turnieren für die Entwicklung von Talenten im eigenen Land. Daher ist auch die Förderung der deutschen Turnierlandschaft mit Fokus auf die internationale Einstiegsebene eine zentrale Stellschraube in unserer neuen Leistungssportkonzeption. Wir freuen uns über jedes Angebot, ein Turnier dieser Kategorie auszurichten, weil wir davon überzeugt sind, dass es eine sinnvolle Investition in unseren Nachwuchs ist.

Welche Maßnahmen unternimmt der DTB konkret, um die Turnierlandschaft hierzulande weiter zu stärken?

Wir haben die finanzielle Förderung von Turnieren in diesem Jahr deutlich angehoben und konnten das Gesamt-Budget für Maßnahmen und Förderung der Turnierlandschaft um 35 Prozent erhöhen, inklusive einer Anhebung der bereits bestehenden Turnier-Unterstützung um 20 Prozent. Wir investieren jetzt insgesamt 850.000 Euro in diesen Bereich. Das ist eine der größten Zuwächse an Unterstützung, die es in den letzten Jahren gegeben hat.

Wie können diese neuen Mittel für neue Turniere sorgen?

Wir wissen, dass die Anforderungen und Herausforderungen an Turnierveranstalter:innen immer weiter steigen, unter anderem aufgrund der internationalen Vorgaben, aber auch aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Situation von Partnern. Über die erhöhte Förderung vom DTB wollen wir unsere Veranstalter bestmöglich unterstützen. So haben wir beispielsweise eine Extra-Startförderung für neue Turniere ausgelobt, um den Einstieg zu erleichtern. Wir versprechen uns davon eine deutliche Steigerung der Quantität unserer Turniere bei Beibehaltung der erwiesenen hohen Qualität.

Wie werden die deutschen Turniere im Ausland wahrgenommen?

Unsere Turniere haben im Ausland einen hervorragenden Ruf, das hören wir immer wieder aus ganz unterschiedlichen Richtungen. Das ist in erster Linie ein großer Verdienst unserer Turnierveranstalter:innen, denen ich hiermit ein riesengroßes Dankeschön ausspreche. Durch ihre Arbeit leisten sie einen wichtigen Beitrag für die Entwicklung von Tennis-Deutschland. Erst vor kurzem sind beispielsweise die deutschen ITF-Turniere in Hechingen, Hamburg und Metzingen von der ITF ausgezeichnet worden, weil sie als führende Veranstaltungen im Hinblick auf die Turnierstandards der Tour gelten. Damit stehen sie beispielhaft für die hohe Qualität der Tennis-Turniere ein unserem Land.

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