Angelique Kerber: "Ich bin dankbar für alles, was Tennis mich gelehrt hat"

Abgewehrte Matchbälle, Breaks auf beiden Seiten und ein Abnutzungskampf über 3:02 Stunden. Das verlorene Viertelfinalmatch von Angelique Kerber gegen Qinwen Zheng bedeutete das Karriereende der Deutschen und wird lange in Erinnerung bleiben. Einen Tag später spricht die 36-Jährige im DTB-Interview darüber, wie sie ihr letztes Turnier erlebt hat und wie es für sie jetzt weitergeht.
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Wimbledon 2018: Angelique Kerber sinkt nach dem verwandelten Matchball zu Boden.

Einen Tag nach dem letzten Match deiner Karriere. Wie geht es dir heute?

"Ich bin unglaublich stolz auf meine Leistung. Ich habe versucht, noch einmal alles aus mir herauszuholen und habe gesehen, dass ich immer noch mit den besten Spielerinnen der Welt mithalten kann. Ich hätte mir kaum einen besseren Abschied wünschen können. Natürlich schmerzt die knappe Niederlage, aber ich wollte immer selbstbestimmt abtreten, ohne Druck von außen, und das habe ich geschafft."

Kannst du deine Emotionen nach dem letzten Punkt noch einmal beschrieben?

"Es waren so viele Eindrücke, so viele Emotionen gleichzeitig, die ich gespürt haben. Das sind einfach Momente, die für ewig in Erinnerung bleiben. Diese Emotionen, die du auf dem Platz fühlst, kann dir wirklich nur der Sport geben und das ist auch, was ich definitiv in Zukunft vermissen werde. Ich habe hier versucht noch einmal jeden Moment zu genießen und bis zum letzten Moment zu kämpfen. Ich spüre heute zwar jede Faser meines Körpers, aber dafür hat es sich gelohnt."

Wie hast du die Stimmung hier vor Ort, aber auch in Deutschland wahrgenommen?

"Die Atmosphäre hier war schon vom ersten Match an unfassbar besonders. Es war eine unglaubliche Unterstützung, die mir noch einmal sehr geholfen hat, diese Leistung abzurufen. Aber auch den besonderen Support von zu Hause habe ich ganz deutlich gespürt. Ich habe so viele unterstützende Nachrichten bekommen, für die ich unendlich dankbar bin."

Gab es Momente, in denen du gezweifelt hast, ob es richtig ist jetzt zurückzutreten?

"Nein, ich bin mir sicher, dass es die richtige Entscheidung ist, auch wenn es eine der härtesten Entscheidungen war, die ich in meinem Leben bisher treffen musste. Ich liebe diesen Sport einfach sehr und habe ihm so viel zu verdanken. Wenn ich könnte, würde ich noch 20 Jahre weiterspielen. Aber mein Herz sagt mir, dass es der richtige Zeitpunkt ist."

Wie geht es jetzt für dich weiter?

"Ich werde erst einmal ein paar Tage oder Wochen gar nichts machen, außer die Zeit mit meiner Familie zu genießen. Natürlich habe ich mir schon Gedanken gemacht, was ich gerne in der Zukunft machen würde. Ich weiß, dass ich dem Tennis auf jeden Fall verbunden bleiben möchte und kann mir gut vorstellen, in welcher Rolle auch immer, meine Erfahrungen an die nächsten Generationen weiterzugeben. Ich bin dankbar für alles, was Tennis mich gelehrt hat, dass ich gerne etwas davon zurückgeben möchte. Ich freue mich einfach auf die neuen Herausforderungen, die jetzt kommen."

Welchen Ratschlag würdest du der 18-jährigen Angie geben?

"Ich würde ihr sagen, dass man für Erfolg hart arbeiten muss, aber vielleicht in dem einen oder anderen Moment auch mal ein bisschen entspannter sein sollte. Ich würde sie darin bestätigen, ihrem Herz und ihrer Leidenschaft zu folgen. Für mich war Tennis nie wirklich mein Beruf, sondern mein Hobby. Und das würde ich jedem empfehlen: Versuche diese eine Leidenschaft für etwas in deinem Leben zu finden, dass du gerne machen möchtest, ganz egal in welchem Bereich."

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