Ein Thema von Ihnen ist “Adapting to modern tennis“ („Anpassung an das moderne Tennis“). Was bedeutet modernes Tennis für Sie?
Es ist die Art wie Leute heutzutage spielen. Wie die unterschiedlichen Phasen der Entwicklung die heutige Spielweise beeinflusst haben. Beispielsweise ist die Qualität der Returns unfassbar gestiegen. Medvedev oder Nadal spielen den Return zwar sehr defensiv, aber der Schlag danach ist so aggressiv als würden sie aufschlagen. Die Spieler attackieren mehr und schneller.
Welche Entwicklungen waren entscheidend für das moderne Tennis? Gab es Spieler, die das Spiel verändert haben?
Björn Borg war beispielsweise der erste, der eine beidhändige Rückhand mit 200 km/h und Topspin gespielt hat. Zwar haben zu der Zeit schon einige Spieler eine Rückhand mit 200 km/h spielen können, aber insgesamt war das Spiel sehr flach. Kaum jemand hat mit Topspin agiert. Heutzutage spielen ungefähr 90 Prozent der Spieler eine 200 km/h schnelle Topspin-Rückhand. Und das alles nur, weil einer damit angefangen hat und die anderen sich an die neue Situation anpassen mussten.
Welche weiteren großen Veränderungen haben Sie beobachtet?
Auch der Treffpunkt des Balls hat sich über die Jahre sehr verändert. Zur Zeit von Becker und Lendl hat man angefangen den Ball an seinem höchsten Punkt zu treffen, nicht mehr so sehr, wenn er schon wieder gefallen ist. Ein paar Jahre später haben unter anderem ein Agassi oder Sampras angefangen den Ball im Steigen zu attackieren.
Rafael Nadal hat zu Beginn seiner Karriere eine offene Vorhand gespielt, die enorm schnell war. Wenn man sich die Spieler:innen heute anschaut, spielt fast jeder eine offene Vorhand. Jüngstes Beispiel ist Carlos Alcaraz. Er hat angefangen Stops zu spielen und nun hat sogar Djokovic, der zuvor so gut wie nie Stops gespielt hat, diese in sein Repertoire aufgenommen.