Max Schönhaus und Justin Engel stehen Anfang des Jahres mit DTB-Honorartrainer Thomas Högstedt beim Internationalen DTB Tenniskongress auf dem Court. Högstedt gibt den Anwesenden Trainer:innen in München Einblicke in seine Arbeit. „Matchspezifische Tennis Drills“ nennt er seinen Vortrag. Für Schönhaus und Engel bedeutet das 45 Minuten Training mit voller Intensität. Alles so wie immer, säßen da nicht 900 Zuschauer:innen auf der Tribüne.
Eigentlich sieht die Realität der beiden Nachwuchsspieler anders aus. Die Juniorenturniere werden auf kleinen Tennisanlagen auf der ganzen Welt ausgetragen. Dort sind es, wenn überhaupt nur Coaches und Eltern, die applaudieren. Diese Erfahrungen sollen das Fundament für eine spätere Profikarriere bilden. Der Weg nach ganz oben ist hart, weil zu den vielen Trainingsstunden und Turnierreisen meist noch der normale Schulalltag hinzukommt. Viel Platz für anderes bleibt da nicht.
Genau deshalb fördert der Deutsche Tennis Bund Talente auf ihrem Weg auf die Profitour. Jedes Jahr werden die besten Spieler:innen unter 18 Jahren in den Nachwuchskader 1 berufen. Je nach Alter sind die Nominierungskriterien an verschiedene Zielsetzungen geknüpft. Wer es in den Kader schafft, wird zu Lehrgängen eingeladen, bekommt Zugänge zu Physiotherapeut:innen, Sportmediziner:innen und Ernährungsberater:innen und wird auf Turnierreisen begleitet. Auch eine Komplettbetreuung an einem der vier DTB-Bundesstützpunkte in Hannover, Kamen, Stuttgart oder Oberhaching ist möglich.
In diesem Jahr gehören 15 Juniorinnen und 13 Junioren dem Nachwuchskader 1 an. Unter ihnen sind mit Justin Engel und Max Schönhaus auch die beiden Spieler, die sich 2021 im Finale des Tennis Europe Junior Masters im Monte Carlo Country Club gegenüberstanden. Ein Jahr später hieß der Sieger des Masters Diego Dedura-Palomero, auch er ist mit seinen 14 Jahren bereits Teil der DTB-Auswahl. Den Nachwuchskader im männlichen Bereich komplettieren David Fix, Yannick Kelm, Marc Majdandzic, Lasse Pörtner, Nikolai Barsukov, Max Stenzer, Lieven Mietusch, Tom Sickenberger, Niels McDonald und Christiopher Thies. Die Einzelspieler sorgen auch in den Juniorennationalmannschaften für gute Ergebnisse. Jüngst wurde das deutsche U16-Team im französischen Marcq-en-Baroeul Vizeeuropameister.
Ergebnisse, die Hoffnung machen und zeigen, dass der DTB „im Sichten und der ersten Ausbildungsphase sehr gut aufgestellt“ ist, so Michael Kohlmann, DTB-Chefbundestrainer Herren, der gemeinsam mit seinem Trainerteam täglich mit den deutschen Talenten zusammenarbeitet. In den Schritten danach haben andere Länder mehr Möglichkeiten. „Unsere Talente können nicht so viele Stunden auf dem Court verbringen, wie junge Spieler in anderen Ländern, weil wir in Deutschland die Schulpflicht haben. Trotzdem bin ich mir sicher, dass wir in den nächsten Jahren viele Erfolge bei den Junioren erzielen – nicht zuletzt durch die sehr gute Turnierstruktur hier vor Ort“, so Kohlmann.
Und doch seien die Erfolge im Juniorenbereich „nur Etappenziele“, sagt Kohlmann. Vor allem der Übergang in den Herrenbereich bleibt die große Herausforderung. „Dieser Schritt ist riesig. Es warten tausende Spieler, die die Strukturen kennen. Als junger Spieler muss man sich erst einmal anpassen, sowohl spielerisch als auch körperlich“, so Kohlmann. Bis Engel, Schönhaus und Co. diesen Schritt gehen, liegen noch unzählige Tennis Drills vor ihnen – mit und ohne Zuschauer:innen.